Wenn Thomas Lampert an die Erzählungen seines Vaters zurückdenkt, wird der Wandel deutlich:
In den 70er- und 80er-Jahren wurde in Maienfeld nie vor Oktober geerntet – manchmal sogar erst Anfang November.
Heute beginnt die Weinlese meist schon Ende September. „Die Trauben reifen früher, und das verändert ihre Aromatik“, erklärt Thomas.
Während kühle Nächte im Oktober frische, elegante Rotfruchtaromen fördern, bringt die frühere Lese dunklere, üppigere Aromen und mehr Alkohol hervor.
Für Thomas ist klar: „Wir wollen so spät wie möglich ernten, um die Eleganz im Wein zu bewahren.“
Frost, Hitze, Trockenheit oder plötzliche Regenfälle – die Extreme nehmen zu.
„Es gibt keine wirklich schlechten Jahre mehr, aber jedes Jahr hat seine eigenen Herausforderungen“, sagt Thomas.
So können längere Trockenperioden junge Reben unter Stress setzen, während anhaltender Regen Pilzkrankheiten wie Mehltau fördert.
Besonders im nassen Herbst droht Fäulnis, wenn die Beeren aufplatzen.
Hier zeigt sich der Vorteil des Föhns: Er trocknet die Trauben schnell wieder ab und konzentriert ihre Aromen. Selbst in schwierigen Jahren entstehen so Weine, die von der Region geprägt und charakterstark sind.
Ein Glück für das Weingut Lampert: Mit 21 verschiedenen Lagen, von warm bis kühl, kann Thomas auf die wechselnden Bedingungen reagieren.
„In heissen Jahren bringen die höheren Lagen Frische, in kühleren Jahren liefern die tieferen Parzellen die nötige Dichte.“
Auch die Wahl der Rebsorten und Klone spielt eine grosse Rolle. Lockerbeerige Pinot-Noir-Klone sind weniger anfällig für Fäulnis, während traditionelle Schweizer Klone eher herausfordernd sind.
„Jede Parzelle, jeder Klon verhält sich jedes Jahr ein wenig anders – diese Vielfalt macht uns widerstandsfähig.“
Gerade diese Unterschiede sorgen dafür, dass es im Keller immer wieder neue Facetten zu entdecken gibt – und am Ende im Glas eine spannende Bandbreite an Ausdruck entsteht.
Trotz aller Herausforderungen sieht Thomas optimistisch in die Zukunft:
„Das Klima fordert uns, aber es eröffnet auch neue Möglichkeiten. Wir lernen jedes Jahr dazu und können im Keller viel herausholen.“
Für ihn bleibt der Respekt vor der Natur entscheidend: zu beobachten, rechtzeitig zu reagieren und die Vielfalt im Rebberg zu nutzen.
Die Weine sollen Eleganz, Balance und Herkunft widerspiegeln – egal, was das Wetter bringt.
So entstehen auch in Zeiten des Klimawandels charaktervolle Tropfen, die Geschichten erzählen und ihren Ursprung unverkennbar in sich tragen.
Cheers und bleibt neugierig,
Euer Thomas Lampert